5. SONNTAG im Jahreskreis

EVANGELIUM nach Lukas (5,1-11)

 

Es ist ein starke, symbolische Geschichte, die wir da gerade im Evangelium gehört haben. Sie passt sehr gut in die Situation unserer Kirche und unserer Pfarrgemeinde hinein.

Einerseits heißt es: „Die Menschen drängten sich um Jesus und wollten Gottes Botschaft hören.“ Können wir uns so etwas in unserer heutigen Zeit vorstellen? Viele Menschen, auch in unseren Familien, sind von der Kirche, von Jesus, ja überhaupt vom Glauben an Gott entfremdet. Sie sind überhaupt nicht neugierig auf die Botschaft von Jesus. Warum ist das so? Sprechen wir mit unseren Mitmenschen überhaupt nicht mehr über Jesus und seine Botschaft? Spricht „die“ Kirche, eine Sprache, die die Menschen nicht mehr verstehen (können) und wird deswegen diese Botschaft nicht mehr verstanden?

Es geht aber auch um die Erfahrung erfolgloser Mühe: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Wie oft machen wir die Erfahrung, dass unsere Netze leer sind? Strukturreformen, Pfarren werden zusammengelegt, unzähligen Aktionen, Events werden in der Gemeinde organisiert... Aber was bleibt davon? Was bleibt von all dem Aufwand, den wir für die Vorbereitung zur Erstkommunion oder zur Firmung betreiben? Leere Netze? Jesus hat einfache, keine hochgebildeten Menschen um sich gesammelt, die tagtäglich auf den See Genezareth hinausfahren mussten, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Gerade zu ihnen hat Jesus gesagt: »Habt keine Angst! Ich werde euch zu Menschenfischern machen!«

Diese Freunde von Jesus machen immer wieder die Erfahrung, wie schwer das ist. Sie machen die Erfahrungen von Misserfolgen und vergeblichen Mühen! Was können wir in dieser Welt schon machen? Wie können wir das Interesse der Menschen für den christlichen Glauben wecken? Wie können wir sie so auf Jesus aufmerksam machen und ihnen zu der Einsicht bringen, dass Jesus auch für sie wichtig ist? Trotzdem sagt Petrus: „Weil du es sagst, wollen wir die Netze noch einmal auswerfen.“

Sind wir bereit, in unserem persönlichen Umfeld Menschen für Jesus zu gewinnen, jeder in der Weise, die ihm angemessen ist und die er immer wieder neu erfinden muss? Es wird davon abhängen, wie groß der Einfluss von Jesus auf uns selbst ist, wie stark wir selbst uns von ihm angesprochen fühlen. Wie groß, wie stark ist unser eigenes Interesse für den Glauben an Jesus und an Gott? Empfinden wir diesen Glauben als eine Bereicherung, als einen festen Halt in unserem Leben? Nur wenn wir Jesu Botschaft für uns persönlich als Bereicherung entdeckt haben, werden wir das Bedürfnis und die Herausforderung spüren, auch andere für Jesus, für Gott, zu gewinnen. Menschen dazu einladen, zusammen mit uns, mitten in dieser Welt, in dieser Gesellschaft, eine Welt Gottes, das Reich Gottes aufzubauen, das ist unsere gemeinsame Berufung. Je stärker wir uns dessen bewusst sind, um so mehr werden wir auch das Bedürfnis spüren andere daran teilnehmen zu lassen.

Und da fallen mir die Worte von Paulus in der ersten Lesung ein: „Ich möchte euch an die rettende Botschaft erinnern, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie angenommen und euer Leben darauf gegründet. Ganz gewiss werdet ihr durch diese Botschaft gerettet werden.“ Habe ich das Gefühl, dass die Botschaft von Jesus mich „rettet“ ? Befreit mich mein Glaube an Gott und an Jesus von Angst und Einsamkeit, von Hoffnungslosigkeit, von Sinnlosigkeit? Entsteht dadurch tief in mir eine tiefe, befreiende Lebensfreude?

Wenn das meine Erfahrung ist, dann möchte ich, zusammen mit anderen, die auch diesen Glauben haben, christlich leben und andere einladen auch daran teilzunehmen, denn auch für sie ist die Botschaft von Gott und Jesus „rettend“ und heilsam. „Habt keine Angst“, sagt Jesus. Resigniere nicht, auch wenn du zu einer immer kleiner werdende Gemeinschaft von Gläubigen gehörst.

Zum Archiv